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S C H U L E R - J A H N B R U C H oder BETRIEB WEIDE

Nr. 1 auf der Planskizze von Josef Öller
Besitzer und Betreiber: Josef Schuler, Steinmetz aus Passau ab etwa 1900 mit 20 bis 30 Mann
Fa. Hermann Jahn aus Berneck im Fichtelgebirge
Fa. Kusser ab 1936 mit bis zu 60 Mann und bis zu 40 Lehrlingen
Lage des Bruchs: zwischen Wotzdorf und Weiherreuth
Flurnummer:
GPS: 48.648893, 13.603675
Technische Ausstattung: Kran im Handbetrieb
Gleisanlage
Handbetrieb
Schwarzpulver
Ab der Fa. Kusser dem technischen Stand der Zeit angepasst

Produktion von: Reinarbeit, Rohblöcke und Pflaster, Bauarbeit z. B. fürs Reichstagsgebäude in Nürnberg, Randsteine, Rohblöcke
Beschaffenheit des Granits :blau, rau, sehr gute Qualität
Poliere unter der Fa. Kusser: Josef Dümig, nachdem die Fa. Kusser den Steinbruch Brand betrieblich übernahm
Georg Url (Geiger Hansgirgl) aus Steinberg
Martin Zankl von 1929 bis 1946 als Bruch- und Steinmetzpolier,
gefolgt von Josef Schramm, dann von seinem jüngeren Bruder Eduard (Hüttenpolier), Rupert Pilsl (Danglschuster) im Bruch
Josef Maier (Hausteiner Sepp) aus Erlet, Max Bauer (Pausn Max) aus Raßreuth

Um die Jahrhundertwende erwarb die Steinmetzfirma Josef Schuler aus Passau / Innstadt das Gelände, die ausschließlich Reinarbeit herstellen ließ. Die erste große Kantine entstand 1906, Italiener, die auch beim Eisenbahnbau beteiligt waren, erbauten sie. Hier konnten die Beschäftigten des Steinbruchs, die zum Teil beachtliche Anmarschwege hatten, ihr mitgebrachtes Essen wärmen.
Der Betrieb ging an die Fa. Hermann Jahn aus dem Fichtelgebirge über, die Rollgleise installierte. Gewonnen wurden zum großen Teil Rohblöcke, die auf Eichenrollen zu den Rollwägen gelangten. An einer Rampe erfolgte die Verladung auf den Brückwagen des Landwirts Josef Fisch (Gowall) aus Wotzdorf, der den Transport mit seinem Pferdefuhrwerk, zum Bahnhof Hauzenberg übernahm. Dort unterstützte die Beladung der Waggons ein mit einer Handkurbel ausgerüsteter Kran, der über den Gleisanschluss reichte. Von Hauzenberg ging die Reise nach Berneck im Fichtelgebirge, wo die Fa. Jahn ein Steinsägewerk betrieb und die Rohblöcke weiterverarbeitete. Auf Anraten der Fa. Kusser stellte er aus Abfallstücken Pflastersteine her. Da die Fa. Kusser jedoch nicht die erhoffte Menge abnahm, wuchs die Halde im Betrieb an. Um 1925 konnte im Rahmen der Reparationslieferungen an Frankreich das gesamte Lager geräumt und in den Westen geschickt werden.
Den Betrieb leitete Georg Url. Max Bauer (Berndl Max), der hier zu dieser Zeit arbeitete, erinnert sich an eine Begebenheit, bei der die zwei verschiedenen Dialekte eine Rolle spielten. 1926 brach beim Beladen eines besonders schweren Blocks die Wagenachse. Josef Fisch meinte, Georg Url soll dem Besitzer, wenn er wieder kommt, sagen, er solle etwas zur Reparatur beisteuern. Als Hermann Jahn wieder einmal zu Besuch war - er schaute alle Jahre für ein paar Wochen vorbei - sahen er und Georg Url beim Beladen eines Rohblocks zu. Dabei erzählte der Betriebsleiter dem Betreiber von der Begebenheit mit dem Achsenbruch und trug die Bitte des Transporteurs vor. Die Arbeiter konnten das Gespräch verfolgen, da zu der Zeit noch keine Maschinen lärmten. Der Oberfranke verstand den Niederbayern anfangs nicht. Er fragte mehrmals nach, bis er erlöst bemerkte: "Ach so, das ist die Achse vom Wagen und ich dachte die Haxe vom Pferd." Es endete in einem Gelächter, Hermann Jahn beteiligte sich an den Kosten und meinte, ein Pferd wäre ihm doch zu teuer gewesen.
Hans Georg Url, der am 14. 4. 1870 in Redling zur Welt kam, war einer der ersten Poliere im Schulerbruch. Er wohnte auch mit seiner Frau Maria, die Wirtin der Kantine, im Bruchgelände. Er verstarb am 5. Dezember 1929.
Hermann Jahn stellte den Betrieb ein, als er anfing unwirtschaftlich zu werden. Trotzdem kam er mehrmals im Jahr auf Urlaub, wo er in der Kantine wohnte. Bei dieser Gelegenheit sprach ihn Martin Zankl, Polier im benachbarten Böhmbruch, auf den Stillstand des Jahnbruchs an. Er bat ihn, ihm das Gelände gegen Pachtzins zu überlassen, wollte aber zuvor noch mit Georg Kusser Rücksprache halten, um zu erfahren, ob er mit Aufträgen rechnen könne. Um ihn mit Gewinn zu betreiben hätte er investieren und Leute einstellen müssen. Die Höhe des Pachtzinses war bereits vereinbart. Da beschloss Hermann Jahn selbst mit Georg Kusser reden. Nach einigen Stunden kam er von der Besprechung zurück. Er war mit ihm übereingekommen, der Fa. Kusser selbst das Gelände zu verpachten. Martin Zankl wurde als Polier in dem neuen Betrieb beschäftigt.
Um 1936 ging der Grund in den Besitz der Fa. Kusser über, er warf wieder Gewinn ab. Auch während des zweiten Weltkrieges wurde durchgearbeitet, Kriegsgefangene, untergebracht z. T. im Lager beim Spor, ersetzten die Steinhauer, die an der Front kämpften. Ab 1949 entwickelte sich der Schulerbruch zum Ausbildungsbetrieb, bis zu vierzig Lehrlinge konnten hier das Steinmetzhandwerk erlernen. Zuvor wurde der Nachwuchs in Kronreuth unterrichtet. 1965 bedeutete das Ende für diesen Betrieb als Lehrlingswerkstatt.
Hier wurden auch 1945 bis 1947 die Teile für die Kussergruft hergestellt. Das Granitmaterial stammt aus verschiedenen Steinbrüchen wie Tiessen, Kronreuth und Schulerbruch.
Im Sommer 1945 wurden bereits mit den Säulen begonnen. Eduard Kainz fertigte den Kranz mit Blüten, das Kapitell erstellte Eduard Schramm wohnhaft im Schulerbruch, eine Blumenschale stellte Johann Schmid aus Hauzenberg, die andere Ludwig Eder aus Ruhmannsdorf her.
Während des Krieges, bis 1946 war Martin Zankl Bruch- und Steinmetzpolier und wie Josef Schramm (geb. 1894) für die Lehrlinge zuständig. Als Eduard, der zehn Jahre jüngere Bruder von Josef Schramm vom Krieg heimkehrte, löste er seinen Bruder ab, der in Rente ging.
Danach ist es in dem einst großen Schulerbruch ruhig geworden, manchmal bauten wenig Beschäftigte mit modernen Maschinen Rohblöcke für die Sägerei in Döbling ab, die Fertigung ging immer mehr zurück und ruhte seit 1989 ganz.

Heute ist der Schulerbruch Teil des Riedlbruchs geworden und gehört der Firma Zankl.

Bild: H. Brunner, Frühjahr 2019

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