K E R B E R - oder M E R C K E N S C H L A G E R S C H A C H E T

Besitzer und Betreiber: Gebrüder Kerber mit Sitz in Büchlberg seit Ende 1800 bis Herbst 1938
Lage des Bruchs: Grub Richtung Bahndamm - Königssee
Flurnummer:
GPS: 48.645411, 13.620809
Technische Ausstattung: erster maschineller Pflasterspalter (Hämmer); Transport zur Bahnlinie über Schrägaufzug mit Bremsberg, Schotterwerk, Gleisanlagen, Kran, Pressluftstation, Hauhütten
Anzahl der Beschäftigten:
unten: 20 bis 25
oben: bis zu 40
in der Blütezeit zusammen bis zu 100
Polier:
unten: Johann Zillner (Benno Hans) um 1920
oben: Johann Pongratz um 1920
Betriebsleiter: Josef Breitenfellner
Dollmeier
Produktion von: Groß- und Kleinpflaster, Rand- und Leistenstein
Beschaffenheit des Granits: blau, hart, mittelgrob- und feinkörnig

Wenn Professor Richard Miller im Heimatbuch " Geschichte des Marktes und der Pfarrei Hauzenberg" schreibt, dass die Fa. Hausteiner sich um die Jahrhundertwende in der Gegend niederließ, um Steinbrüche zu eröffnen, die kurz darauf von dem Industriellen Carl Kerber aus Büchlberg übernommen wurden, so ist damit die Anlage in Grub gemeint. Der erste Bruch am Südhang in Grub, war ein Einschnitt, der an den Garhammerwald grenzt. Später wurde östlich, näher an Grub, ebenfalls ein Einschnitt gemacht. Beide liegen heute unter der ehemaligen Bauschutt  Deponie begraben. Sie wurden "in de Woidern" genannt. Der Hauptbetrieb war der obere Schachet, südwestlich des Schwabbauer Bruchs. Er wurde als Kessel angelegt, aus dem viel Granitmaterial kam. Aus einem Einschnitt in den Kessel führte in südliche Richtung ein Rollgleis zu den Hütten. Unter der Fa. Hausteiner war Alois Stemplinger aus Eben, mit Hausnamen Glaser, als Polier beschäftigt.
Die Fa. Carl Kerber stattete den Betrieb bereits sehr modern aus. Da für den Bau der Eisenbahn Schotter aus diesen Brüchen verwendet wurde, dürfte der Schrägaufzug, kombiniert mit einer Bremsbergbahn, der über den steilen Südhang direkt zur Eisenbahntrasse führte, bereits vor 1904 gebaut worden sein. Ein Schienenpaar mit der Spurweite von etwa zwei Meter führte etwa 200 Meter in der Fallinie steil nach unten, in der Mitte der Strecke befand sich die Ausweichstelle, die zu zwei Schienenpaaren ausgebaut war. Hier trafen sich die Aufsetzwägen, die beide mit einem Seil verbunden waren, das an der Bergstation über eine Trommel lief, wo es umgelenkt und gebremst wurde. Etwa am Eingang zum Anwesen der Fam. Fritz Pilsl stand die Bremsstation dieser Anlage. Für besondere Fälle gab es noch eine zusätzliche Bremse.
Die Brücken der beiden Aufzugswägen verliefen waagrecht, die Räder auf der Bergseite hatten einen kleineren Durchmesser als die unteren. Darauf war ein Rollgleis mit Normspurweite montiert. Dieses konnten über die senkrecht zur Bergtrasse verlaufende Gleisanlage mit Kipploren befahren werden. An der Bergstation und an der Ausweichstelle befanden sich Be- und Entladestationen, der Anschluss in der Mitte führte zu dem unteren Bruch ("Woidern"). Der Transport über den Bremsberg kam ganz ohne Antrieb aus, die Schwerkraft und der Bremser verrichteten die Arbeit. An der Talstation befand sich ein eigener Gleisanschluss, der vom Bahnhof Hauzenberg her angefahren werden konnte. Die Beladung der Waggons erfolgte über eine Laderampe; eine befahrbare Waage im Industriegleis gab über das Ladegewicht Auskunft.
Hier stand auch ein stationäres Schotterwerk - ein Brecher mit Trommelsieb -, wo vier verschiedene Gesteinsgrößen hergestellt werden konnten. Von einem Gerüst über den Eisenbahngleisen aus konnten verladen werden. Die Brüche bekamen keine Abraumberge, da das ganze Abfallgestein aufgearbeitet wurde. Über Rutschen wurde es dem Vorbrecher zugeführt.
Carl Kerber übergab den Bruch seinen Schwiegersohn Bornhofen. Nachdem diese Ehe geschieden wurde, heiratete die Frau Paul Merckenschlager, der aus Berlin stammen sollte und von Beruf Konditor war (so wurde jedenfalls erzählt). Der letzte Firmensitz war in Passau und lief unter dem Namen: Passauer Granitwerke, Anna Merckenschlager, geb Kerber.
Josef Breitenfellner wurde 1904 Lagerverwalter und ab 1920 Betriebsleiter. Er war groß, hager und sehr naturverbunden. Fritz Pilsl erinnert sich, dass er noch im November bei Frost im Staffelbach badete. Stets hatte er eine Virginia im Mund. Trotzdem lief er ohne sichtbare Anstrengung den Bremsberg rauf, wenn er oben gebraucht wurde. Vertreten wurde Josef Breitenfellner von  Dollmeier, der wie Johann Pongratz, Polier im oberen Bruch, im Anwesen der Fam. Ertl in Grub wohnte. Ein Dampfgenerator trieb die ersten maschinellen Pflasterspalter, die sog. Hämmer über eine Transmission an. Sie standen zwischen dem oberen und dem unteren Bruch, vor der Schmiede. Anfangs erfolgte der Antrieb direkt über die Dampfmaschine, später wurde die Anlage mit einem Elektromotor versehen; den Strom lieferte vorerst ein Generator, den die Dampfmaschine antrieb. Nach dem Bau des Elektrizitätswerkes am Staffelbach durch die Fa. List wurde der Strom von dort bezogen. Nachts bewachte Josef Stadler mit seinem Hund die Anlage, nachdem des öfteren die breiten Lederriemen abgeschnitten wurden, um Schuhsohlen daraus zu machen. Es kam auch zu Unfällen. Fritz Klinger, ein 37-jährigen Hammerpflasterer aus Danglmühle, verunglückte im Frühjahr 1926 schwer. Am Sonntag zuvor wurde der Antriebsriemen geflickt. Es blieb noch eine Schlaufe dran, die ständig ans Fenster schlug. Nachdem die Anlage zur Mittagspause bereits abgeschaltet war, hielt Fritz Klinger seine Hand an das Glas, damit die Scheibe nicht zu Bruch ging. Dabei geriet seine rechte Hand in diese Schlaufe und er wurde ein paarmal von der Transmission mitgezogen. Schwerverletzt kam er nach der letzten Ölung ins Krankenhaus in Obernzell. Es hatte ihm den Arm abgerissen, außerdem brachen zwei Rippen, der Fuß war mehrmals gebrochen. Fritz Klinger erlebte diesen Unfall bei vollem Bewusstsein. Nach 18 Wochen wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, er hatte weiterhin Schwierigkeiten mit der Wunde. Er war nicht mehr arbeitsfähig, die geringe Unfallrente zwang die Familie zum Lebensunterhalt mit beizusteuern. Im selben Jahr wurde im unteren Bruch Franz Schauer am linken Fuß verletzt. Auf dem Heimweg zum Mittagessen traf ihn ein scharfer Gesteinsbrocken, der durch eine zu früh erfolgte Sprengung durch die Luft flog. Ein Teil des Beines musste amputiert werden. Der Schussmeister Johann Zillner, mit Hausnamen Benno Hans, wurde zur Verantwortung gezogen.
1935, bereits unter der Fa. Paul Merckenschlager, bekam der Gleisabschnitt, der die unteren Brüche mit der Mittelstation verband, ein Seilwindwerk, das die Passauer Firma Jakob Welz aus der Grünauerstraße installierte. Da die Trasse leicht geneigt war, wurden die Loren mit einem Elektromotor, der am Brucheingang stand, über ein Umlaufseil hinaufgezogen. Die ganze Anlage erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen nicht; Entgleisungen führten oft zu Ausfällen.
Der obere Bruch wurde immer tiefer - der See ist heute zwischen 4 und 10 Meter tief. Deshalb war der Bau eines Tunnels in den Kessel geplant, der Einschnitt dazu sollte auf der Höhe des Schotterwerks liegen. Dazu kam es nicht mehr, der sich anbahnende zweite Weltkrieg führte im Herbst 1938, im Jahr der Mobilmachung, zur Schließung des Betriebs.
Die gesamte technische Anlage wurde abgebaut und mit der Eisenbahn in die Ukraine verschickt, wo Paul Merckenschlager ein Schotterwerk eröffnete. (siehe Bericht Josef Aulinger)
Als 1938 in Döbling die Straße erweitert und ausgebaut wurde, schlugen Männer des Arbeitsdienstes hier mit Handschlegel die Rollierung, Pferdefuhrwerke brachten sie an Ort und Stelle.
Nach dem Krieg wurde im sog. Jungwirtbruch, ein kleiner Einschnitt auf der Seite von Garham, etwa 2 bis 4 Jahre im Unterakkord der Fa. Merckenschlager gearbeitet. Dieser Bruch ist heute nicht mehr zu sehen, er wurde aufgefüllt. Zwischen 1950 und 1960 erwarben die Gebrüder Kusser das Gelände, das später in den Besitz der Granitfirma Kusser überging. 1968 wurde der ganze Bereich umgestaltet, Raupen planierten das Gebiet, Betriebsgebäude wurden abgerissen.
Heute kann man noch die Bremsbergtrasse erahnen, manche Sockel zeugen noch von einer Zeit, als auf dem verträumt wirkenden Gelände mit vielen Birken noch reger Betrieb herrschte und in der Glanzzeit über 100 Arbeiter tätig waren.

siehe auch Beitrag - Bremsberg - unter regiowiki.pnp: Industriedenkmal_Bremsberg

siehe auch - Bilder zum Projekt Bremsberg im Jahr 2014.

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